Epilepsie

Prävalenz und Auswirkungen

Epilepsie ist eine schwere, chronische, schwächende neurologische Erkrankung, die Menschen aller Altersgruppen, Ethnien und sozioökonomischen Schichten betrifft.

  1. Startseite
  2. News
  3. Du bist hier:Prävalenz und Auswirkungen

Veröffentlicht:01.07.2022

4 Minuten

Artikel

Epilepsie ist eine schwere, chronische, schwächende, neurologische Erkrankung, die Menschen aller Altersgruppen, Ethnien und sozioökonomischen Schichten betrifft.1

Epilepsie wird von der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) als solche definiert, wenn:2

  • Mindestens zwei unprovozierte Anfälle im Abstand von >24 Stunden auftreten

  • Ein unprovozierter Anfall und eine Wahrscheinlichkeit für weitere Anfälle, die dem allgemeinen Rückfallrisiko (mindestens 60%) nach zwei unprovozierten Anfällen entspricht und innerhalb der nächsten 10 Jahre auftritt

  • Ein Epilepsiesyndrom diagnostiziert wird

Sie ist gekennzeichnet durch abnorme elektrische Aktivität im Gehirn, die Anfälle, ungewöhnliches Verhalten oder Empfindungen und manchmal auch Bewusstseinsverlust verursachen kann.1

Epilepsie ist keine Einzeldiagnose, sondern ein Symptom mit vielen zugrundeliegenden Ursachen.3,4 Die Ursachen können in folgende Gruppen eingeteilt werden: genetische, strukturelle, metabolische, immunologische, infektiöse und unbekannte Ursachen.5,6

Arten von epileptischen Anfällen

Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) hat eine Klassifikation für Anfälle und Epilepsie erstellt. Die Klassifizierung der Anfälle betrachtet jenen Bereich im Gehirn, in dem der Anfall beginnt bzw. ausgelöst wird.7

Es werden drei Arten von Anfällen unterschieden:7

- Fokaler Ausbruch

Die Anfälle finden in einem bestimmten Bereich (Herd) des Gehirns statt

- Generalisierter Ausbruch

Die Anfälle betreffen beide Teile des Gehirns

- Unbekannter Ausbruch

Anfälle, bei denen der Bereich des Ausbruchs nicht bekannt ist

Bei fokalen Anfällen kann der Grad des Bewusstseins optional in den Anfallstyp einbezogen und optional durch motorische oder nicht-motorische Anfallszeichen und -symptome weiter charakterisiert werden. Der Anfallstyp "fokale bis bilaterale tonisch-klonische Anfälle" ist die aktuelle Bezeichnung für das, was früher als "sekundärer generalisierter Anfall“ oder als „sekundäre Generalisierung“ bezeichnet wurde. Generalisierte Anfälle werden in motorische und nicht-motorische Anfälle (Absence-Anfälle) unterteilt. Anfälle mit unbekannter Lokalisierung können als "unklassifiziert" oder mit zusätzlichen Merkmalen, einschließlich motorischer oder nicht-motorischer Anfälle, erfasst werden. 

Prävalenz der Epilepsie

Genaue Schätzungen der Prävalenz sind schwierig, da es nicht einfach ist, Menschen zu identifizieren, die möglicherweise an Epilepsie leiden. 

Das höchste Risiko, an Epilepsie zu erkranken, besteht bei Kleinkindern und Menschen über 50 Jahren. Die Zahl der Epilepsie-Neuerkrankungen bei älteren Menschen nimmt zu.4 Bei Menschen mit Lernschwierigkeiten ist die Epilepsierate höher als in der Allgemeinbevölkerung4 - ihr Anteil macht etwa 25% der Gesamtzahl der Epilepsiekranken aus.4

Weltweit leiden etwa 50 Millionen Menschen an Epilepsie, was sie zu einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen macht.1

Auswirkungen der Epilepsie

Die Belastung durch die Krankheit ist hoch.

Das Lebenszeitrisiko eines plötzlichen unerwarteten Todes bei Epilepsie (SUDEP) liegt zwischen 10-17% bei allen Epilepsiepatienten und 10-50% bei Menschen, die weiterhin unter Anfällen leiden.8 SUDEP ist die häufigste Ursache für einen vorzeitigen Tod bei Menschen mit Epilepsie.9 Weitere Ursachen für einen vorzeitigen Tod sind Unfälle wie Ertrinken, Auto- und Fahrradunfälle, Status epilepticus und Selbstmord.10

Zu den häufigen Begleiterkrankungen von Menschen mit Epilepsie gehören Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände, Schlafstörungen und Migräne.11

Menschen mit Epilepsie haben ein höheres Risiko, sich zu verletzen oder einen Unfall zu erleiden als Menschen ohne Epilepsie, wobei das Risiko in den ersten zwei Jahren nach Beginn der Anfälle am höchsten ist.12

Im Vergleich zu Menschen mit Epilepsie, die anfallsfrei* waren, waren diejenigen, deren Anfälle schlecht kontrolliert waren (ein oder mehrere Anfälle innerhalb der letzten fünf Jahre):13

  • >6x häufiger depressiv
  • ~4x häufiger in ihren üblichen Aktivitäten eingeschräkt
  • ~3x häufiger mit einem schlechteren Gesundheitszustand konfrontiert
  • ~3x häufiger in ihrer beruflichen Tätigkeit eingeschränkt
  • 4x häufiger auf tägliche informelle Hilfe von Familie/Freunden angewiesen
  • 4,5x häufiger gehindert Autozufahren
  • ~2x wahrscheinlicher in ihrer Bildung eingeschränkt
  • ~3x häufiger davon betroffen keine Arbeit zu haben oder arbeitsunfähig zu sein
  • >2x wahrscheinlicher stigmatisiert zu sein/von anderen gemieden zu werden

*keine Anfälle innerhalb der letzten fünf Jahre.13

Gemessen anhand des Health Utility Index, einer Bewertung des Gesundheitszustands und der Lebensqualität in acht Bereichen (Hören, Sehen, Sprechen, Mobilität, Geschicklichkeit, Emotionen, Kognition und Schmerzen).13

ILAE = International League Against Epilepsy (Internationale Liga gegen Epilepsie), SUDEP = Plötzlicher unerklärlicher Tod bei Epilepsie.

  1. Epilepsie: ein Gebot der öffentlichen Gesundheit. Geneva: Weltgesundheitsorganisation; 2019. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.
  2. Fisher RS, et al. ILAE Official Report. A practical clinical definition of epilepsy. Epilepsia 2014;55(4):475-82.
  3. Nunes VD, et al. Diagnosis and management of the epilepsies in adults and children: summary of updated NICE guidance. BMJ 2012;344:e281
  4. Tidy, C. Epilepsy in Adults. Verfügbar unter: https://patient.info/doctor/epilepsy-in-adults. Abgerufen im Oktober 2021.
  5. Scheffer IE, et al. ILAE classification of the epilepsies: position paper of the ILAE Commission for Classification and Terminology. Epilepsia 2017;58(4):512-21.
  6. International League Against Epilepsy. Diagnostic Manual: epilepsy etiologies. Verfügbar unter: www.epilepsydiagnosis.org. Accessed October 2021.
  7. Fisher RS, et al. Operational classification of seizure types by the International League Against Epilepsy: position paper of the ILAE Commission for Classifications and Terminology. Epilepsia 2017;58(4):522-30.
  8. Sowers LP, et al. Sudden unexpected death in epilepsy: fatal post-ictal respiratory and arousal mechanisms. Respir Physiol Neurobiol 2013;189(2):315-23.
  9. Lhatoo S, et al. Sudden unexpected death in epilepsy: identifying risk and preventing mortality. Epilepsia 2015;56(11):1700-6.
  10. Devinsky O, et al. Erkennen und Verhindern von epilepsiebedingter Sterblichkeit: ein Aufruf zum Handeln. Neurology 2016;86(8):779-86.
  11. Mula M. The comorbidities of epilepsy explained. Expert Rev Neurother 2020;20(12):1207-9.
  12. Mahler B, et al. Risiko für Verletzungen und Unfälle bei Epilepsie. Neurology 2018;90(9):e779-89.
  13. Josephson CB, et al. The impact of seizures on epilepsy outcomes: a national community-based survey. Epilepsia 2017;58(5):764-71.

© NICE 2021 Epilepsien: Diagnose und Behandlung. Klinische Leitlinie CG137. Abrufbar unter: www.nice.org.uk/guidance/cg137. © NICE 2021 Kostenaufstellung für NICE NG27. Verfügbar unter https://www.nice.org.uk/guidance/ng27/resources/costing-statement-2187244909. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bekanntgabe der Rechte. NICE-Leitlinien werden für den National Health Service in England erstellt. Alle NICE-Leitlinien werden regelmäßig überprüft und können aktualisiert oder zurückgezogen werden. NICE übernimmt keine Verantwortung für die Verwendung seiner Inhalte in diesem Produkt/ihrer Publikation.

;